Professionelle Hilfe

Fortwährende emotionale Erpressung macht krank, zumindest psychisch. Durch den stark eingeschränkten persönlichen Entfaltungsspielraum kann sich eine Person nicht so verhalten, wie sie es gerne möchte. Die fehlende persönliche Freiheit engt ein und fühlt sich in schlimmen Fällen wie eine Fessel an, die den Hals zuschnürt. Dazu kommt das schlechte Gewissen, das wie Blei auf der Seele liegt. Jahrelange Unterwerfung führt nicht selten zu depressiven Verstimmungen oder zu ausgeprägten depressiven Störungen. Auch wenn die wissenschaftlichen Beweise etwas hinterherhinken, besteht doch berechtigter Grund zu der Annahme, dass psychische Leiden irgendwann zu ernsthaften Erkrankungen ausarten.

Dem Druck des emotionalen Erpressers entfliehen

Um hinsichtlich der bisherigen Umgangsweise mit einer permanent Druck ausübenden Person etwas zu verändern, müssen Gespräche fortan auf gleicher Augenhöhe erfolgen, was für Opfer viel Mut erfordert. Jammern, Weinen oder Schreien darf keine Bedeutung mehr haben, stattdessen kommt es auf klar formulierte Sätze an, die dem emotionalen Erpresser zu verstehen geben, dass der Gegenüber seine eigene Meinung vertritt. Doch Vorsicht: Emotionale Erpresser zweifeln in der Regel die Ernsthaftigkeit von klärenden Gesprächen an. Entweder ziehen sie alles ins Lächerliche oder suchen und finden andere Möglichkeiten, um eine Aussprache zu sabotieren. Vielleicht sind emotionale Erpresser zu einer normalen Kommunikation gar nicht mehr fähig. Deshalb konzentrieren sie sich meist nur auf die eigene Familie. Oftmals existiert gar kein Umgang mit anderen Personen mehr, denn Menschen außerhalb des familiären Umfelds würden ein solches Verhalten nicht akzeptieren und sich zurückziehen. Oder sonstige Kontakte finden nur ganz selten statt und anormales Verhalten wird bei diesen Anlässen unterdrückt oder fällt nicht so stark ins Gewicht.

Selbstbewusstes Auftreten irritiert emotionale Erpresser

Wer mit emotionaler Erpressung aufwuchs, verhält sich anders. Auseinandersetzungen und kräftezehrende Machtkämpfe werden prinzipiell gefürchtet, zumal sie schon in der Vergangenheit zu keinem Erfolg führten. Die eigene Erfahrung hat gezeigt, dass trotz inniger Bemühungen keine sachlichen Gespräche stattfinden können. Um sich gegen emotionale Erpresser besser wehren zu können, empfiehlt sich zunächst die Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins. Doch leichter gesagt als getan. Wer übermäßig auf die Gefühle anderer reagiert, eignete sich dieses Verhaltensmuster höchstwahrscheinlich bereits in der Kindheit an. Eingespielte und deshalb besonders festsitzende Verhaltensweisen lassen sich nur schwierig ändern. Reaktionen vollziehen sich zum Teil automatisch. Viel Kraft ist nötig, um sich ganz bewusst anders zu verhalten. Emotional erpresste Personen mussten in der Vergangenheit bereits viel Energie aufwenden und sehen sich demzufolge zu anderen Verhaltensweisen eventuell außerstande. Um trotzdem einen Umbruch einzuleiten, können sie den Beistand eines Experten hinzuziehen.

Bei emotionaler Erpressung auf fachkundige Hilfe setzen

Längst sind die Zeiten vorbei, in denen die Inanspruchnahme der Dienste eines Psychiaters, Psychologen oder Psychotherapeuten als Makel empfunden wurde. Im Gegenteil, ein bestehendes Mango erkennen und sich um fachkundige Hilfe bemühen, findet inzwischen sogar allgemeine Anerkennung. Therapien erweisen sich in den meisten Fällen tatsächlich als äußerst wirksam. Gemeinsam werden Lösungswege gesucht und gefunden und darüber hinaus das Selbstbewusstsein gestärkt und vorhandene Schuldgefühle gemindert. Eines ist sicher: ES KANN NUR BESSER WERDEN, während sich der jetzige Zustand ohne professionelle Unterstützung vielleicht niemals ändert und jemand noch jahre- oder jahrzehntelang vor sich hinleidet. Handelt es sich um einen Therapeuten, der über eine kassenärztliche Zulassung verfügt, übernimmt die Krankenkasse die Kosten, vorausgesetzt, es wird nach der ersten Sitzung bescheinigt, dass es eine Behandlung bedarf. Eventuell muss zunächst eine Wartezeit inkauf genommen werden. Unter Umständen macht es sogar Sinn, selbst für die Kosten aufzukommen. Denn welchen Stellenwert hat Geld, im Hinblick auf ein glückliches und zufriedenes Leben?

Hier mögliche Anlaufstellen:

  • Hausarzt: Er hilft nach einem eingehenden Gespräch sicherlich gerne weiter und vermittelt an infrage kommende Adressen.
  • Telefonseelsorge: unter 0800-1110111 oder 0800-1110222 rund um die Uhr erreichbar.
  • Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker: 01805-950951, 0228-71002424 oder per E-Mail unter seelefon@psychiatrie.de.

Über viele Jahre hinweg emotionaler Erpressung ausgesetzt sein hinterlässt Spuren auf der Seele, weil es mit einer immensen psychischen Belastung einhergeht. Je früher andere Wege gesucht und eingeschlagen werden, umso eher wendet sich das Blatt.